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Schnell zum Spezialisten - schnell wieder zurück

15. 01. 2016

Krankenhäuser Dierdorf/Selters und Limburg vereinbaren Modellprojekt, das Angehörige und besonders ältere Patienten erfreuen wird

Selters/Dierdorf. Die Möglichkeiten eines Maximalversorgers mit Heimatnähe verbinden: Das ist die Absicht eines Projekts der Krankenhäuser Dierdorf/Selters und St. Vincenz Limburg. „Schnell in eine Spezialabteilung, aber auch schnell wieder zurück in die Klinik vor der Haustür“ heißt das Motto.

Kein Krankenhaus hat für sämtliche Krankheiten und jeden besonderen Umstand die richtigen Fachleute und Geräte. Es kann immer zu unerwarteten Befunden oder plötzlichen Komplikationen kommen. Natürlich lässt der verantwortungsbewusste Arzt den Patienten dann in einem Großklinikum oder einem spezialisierten Krankenhaus weiterbehandeln. Im Westerwald bedeutet das häufig: in einer Entfernung von 40 oder gar 60 Kilometern.

Auch wenn es eine kurzfristig zu behebende Komplikation war, die den Patienten dorthin geführt hat, bleibt er oft in seinem „neuen“ Krankenhaus, bis er komplett genesen ist. Für die Angehörigen – viele sind in Vollzeit berufstätig oder trauen sich aus Altersgründen nicht mehr auf die Autobahn und in den Stadtverkehr – wird der Besuch bei dem Kranken dann zur Herausforderung.

Außerdem macht es gerade älteren Menschen häufig schwer zu schaffen, fern der Heimat Patient zu sein. Sie werden nervös, wenn nur noch ein einziger Waschlappen im Schrank liegt und sie längere Zeit die vertrauten Gesichter nicht gesehen haben.

Zufriedenheit trägt zur
Genesung bei

Dank der Partnerschaft der den beiden Kliniken ist nun vereinbart, dass die Patienten so schnell wie möglich wieder zurück nach Dierdorf oder Selters verlegt werden. „Das Thema  erschüttert nicht gerade die Weltpolitik, aber wir lösen damit für viele Familien ein Riesen-Alltagsproblem. Das beobachten wir auf den Stationen tagtäglich“, erklärt Erwin Reuhl, Geschäftsführer in Dierdorf/Selters.

Auch der Geschäftsführer der St.-Vincenz-Krankenhausgesellschaft, Guido Wernert, steht hinter dem Vorhaben, obwohl es den Aufwand erhöht und durch die Transporte zusätzliches Geld kostet. „Es ist nichts Neues, dass die Zufriedenheit der Patienten die Genesung positiv beeinflusst. Wenn wir dabei helfen können, dass Angehörige ihre Kranken häufig besuchen, ihnen frische Wäsche und ihre Lieblingszeitschrift bringen können, oder wenn sie bei Gesprächen mit den Ärzten als moralische Unterstützung dabei sind, dann tragen wir nicht nur zu dieser Patientenzufriedenheit bei, sondern entlasten auch noch das Pflegepersonal.“

Für Erwin Reuhl passt die Initiative „möglichst schnell zurück in die Heimatklinik“ zudem perfekt zum Leitbild des Ev. Krankenhauses Dierdorf/Selters. Im Leitsatz 2 „Wert und Würde des Patienten sind der Maßstab unseres Handelns“ heißt es ausdrücklich, dass die individuellen Lebensgewohnheiten des Patienten zu berücksichtigen sind.

 

Kooperationen mit Limburg auf vielen Feldern

Seit die Krankenhausgesellschaft St. Vincenz als Minderheitsgesellschafter an der Ev. Krankenhaus Dierdorf/Selters gGmbH beteiligt ist, wurde die Zusammenarbeit auf viele Felder ausgedehnt und intensiviert. Mitarbeiter der einen Klinik können beispielsweise unbürokratisch an Weiterbildungen der anderen teilnehmen, und ein Assistenzarzt-Tausch hat sich etabliert, damit die Mediziner möglichst breite Erfahrungen sammeln. Die Krankenpflegeschüler aus dem Westerwald lernen seit diesem Jahr die Theorie an der Krankenpflegeschule St. Vincenz. Dafür hat die ADD eigens eine länderübergreifende Ausbildung genehmigt.

Der gemeinsame Materialeinkauf sorgt für bessere Preise dank größerer Mengen, pathologische  Ergebnisse liegen schneller vor, seit die Westerwälder die Proben in Limburg befunden und von einem eigenen Botendienst transportieren lassen, Großgeräte werden gemeinsam genutzt und, und, und… Sprechstunden von Spezialisten am jeweils anderen Standort sind in Planung sowie auch gemeinsame Visiten.

Auf höchster Ebene findet jedes Quartal ein Treffen statt, um weitere Ideen für eine noch bessere Behandlungsqualität zu sammeln und den Fortschritt der bisherigen zu begutachten.

Das Krankenhaus Dierdorf/Selters hat 188 Betten und etwa 360 Mitarbeiter, die Limburger Klinik kommt auf 511 Betten und rund 1200 Beschäftigte. „Es ist erstaunlich, wie unkompliziert sich die Kooperation zwischen uns als kleinerem Partner und dem viel größeren St.-Vincenz-Krankenhaus gestaltet“, freut sich daher Geschäftsführer Reuhl. „So können wir unser Ziel, selbstständig zu bleiben und trotzdem die Vorzüge eines Verbunds zu nutzen, problemlos weiterverfolgen.“

 

 

Bild zur Meldung: Das St. Vincenz-Krankenhaus Limburg ist ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung mit rund 22.000 stationären Patienten pro Jahr