CDU-Politiker:innen im Evang. Krankenhaus Dierdorf/Selters: Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum sichern
Krankenhausreform und –finanzierung, Klinikatlas und Transparenzgesetz. Was heißt das für eine sichere medizinische Versorgung für die Menschen in unserer Heimat? Diese Fragen hatte der CDU Gemeindeverband Selters unter Führung der Vorsitzenden Kathrin Evrem bei seinem Treffen mit den Verantwortlichen des Evang. Krankenhauses Dierdorf/Selters (KHDS) auf der Agenda. Mit zum Gespräch in die Klinik nach Selters kamen Gordon Schnieder, Fraktionsvorsitzender der CDU im rheinland-pfälzischen Landtag sowie die CDU-Gemeineverbandsvorsitzenden aus Montabaur und Wallmerod. Sie alle wollten Informationen aus erster Hand. „Die Zukunft unserer ländlichen Region hängt entscheidend von einer guten und wohnortnahen medizinischen Versorgung vor Ort ab. Bewährte Strukturen sichern eine zukunftsfeste medizinische Versorgung“, erklärte Rolf-Peter Leonhardt, Vorsitzender des KHDS-Verwaltungsrates. „Die Notwendigkeit einer Krankenhausstrukturreform ist unstrittig. Es gibt zu viele Kliniken im städtischen Bereich, wohingegen den Patient:innen auf dem Land vielfach Versorgungslücken drohen. In meinen Augen wäre es fahrlässig tragfähige Strukturen zu zerschlagen. Das Ziel muss es sein, eine flächendeckende Grundversorgung zu gewährleisten, Spezialversorgung dort durchzuführen, wo man es nachweislich besonders gut kann und auch den ambulanten Sektor weiter auszubauen. Vor dem Hintergrund benötigen wir Planungssicherheit in Bezug auf die medizinischen Leistungsfelder die unser Haus zukünftig abbilden wird,“ so Leonhardt weiter.
Derzeit versorgt das KHDS, als Haus der Grund- und Regelversorgung mit ca. 530 Mitarbeitenden etwa 9.000 stationäre und 50.000 ambulante Patient:innen pro Jahr. Die Klinik hat zwei Standorte. In Selters sind die medizinischen Schwerpunkte im Bereich der Inneren Medizin und der Neurologie inklusive einer zertifizierten Schlaganfalleinheit (Stroke Unit). In Dierdorf liegt der Schwerpunkt auf den chirurgischen Disziplinen. Beide Standorte verfügen über zentrale Notaufnahmen.
MdL Gordon Schnieder sieht das Krankenhaus Dierdorf/Selters als eine beispielgebende Ausnahme in der regionalen Kliniklandschaft. Der Politiker sagt: „Offensichtlich wird hier einiges richtiggemacht.“ Im Hinblick auf die aktuelle Gesundheitspolitik des Bundes warnte er: „Wir dürfen die Gesundheitsversorgung nicht zum Experimentierfeld machen. Ich sehe im Gesetzentwurf viele Schwachstellen und erlebe Planlosigkeit. Das führt unweigerlich zu dem Krankenhaussterben, wie wir es derzeit erleben. Wir als CDU-Fraktion fordern, dass die Krankenhausplanung regionale Besonderheiten berücksichtigt. Das erfordert das Wissen um lokale Gegebenheiten“, so der Vorsitzende der CDU-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag.
Klares Ziel – positiver Ausblick
Auf die Frage nach den zukünftigen Entwicklungen erklärte der Krankenhaus-Geschäftsführer Guido Wernert: „Unser Ziel ist eindeutig: Die Weiterentwicklung einer leistungsfähigen, sicheren medizinischen Versorgungsstruktur, die auch Phasen höchster Belastung standhält. Dies haben wir durch zukunftsweisende Personalien in der Anästhesie, der Inneren Medizin II und der Unfallchirurgie forciert. Durch tragfähige Kooperationen, wie beispielsweise die mit der St. Vincenz-Krankenhausgesellschaft in Limburg schaffen wir vielfältige Synergien sowohl in der Personalgewinnung als auch in der Ausbildung junger Pflegefachkräfte aber auch in Bereichen wie Beschaffung, Medizintechnik uvm.“ Für den Verlauf des Jahres 2023 zeigte sich der Geschäftsführer zufrieden. Die stationären Fallzahlen haben sich positiv entwickelt. Die Ergebnisse liegen innerhalb des selbst gesteckten Erwartungskorridors. Margen- und Ergebnisentwicklung ermöglichen einen vorsichtig positiven Ausblick für 2024.
Mit dem Blick auf die bundesweite Krankenhauslandschaft sagte der KHDS-Geschäftsführer: „Wenn 80 Prozent der Krankenhausstandorte kontinuierlich rote Zahlen schreiben, ist das in meinen Augen signifikant für ein Versagen des Finanzierungssystems. Somit muss der Bund seiner Verantwortung für eine auskömmliche Refinanzierung der Betriebskosten wieder gerecht werden. Ich teile die Meinung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG): Zwingend notwendig ist vor allem ein umfassender Inflationsausgleich für die Jahre 2022 und 2023 und die vollständige Refinanzierung der Personalkostensteigerungen. Die im Referentenentwurf vorgesehenen Maßnahmen sind absolut unzureichend, da sie nur zukünftige Kostensteigerungen erfassen und die entstandene Lücke zwischen Kosten und Erlösen aus den letzten Jahren völlig außer Acht lassen.“
Neuer Krankenhausatlas: Viel Bürokratie – fraglicher Nutzen
Auf die Frage nach dem Mehrwert des steuerfinanzierten und aktuell von der Bundesregierung veröffentlichten Klinikatlas erläuterte Wernert, der auch Mitglied im Vorstand der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz ist: „In Sachen Behandlungsqualität haben wir im Krankenhaussektor bereits eine hohe Transparenz. So bietet die DKG mit dem Krankenhausverzeichnis seit Jahrzehnten ein Tool, in dem sich alle Informationen über Behandlungsqualität, Fallzahlen, Personalausstattung, Komplikationsraten und vieles mehr der einzelnen Krankenhäuser laienverständlich online finden lassen. Der neue Online-Atlas bringt da wenig neue Informationen. Nach meinem Wissen enthält der vom Bundesgesundheitsministerium vorgestellte Bundes-Klinik-Atlas offenbar irreführende Angaben.“ Das konnte Jörg Geenen, stv. KHDS-Geschäftsführer bestätigen: „Nach ersten Testklicks kurz nach Freischaltung des Portals sind wir auf einige nicht plausible Angaben gestoßen. Das hören wir auch von zahlreichen Kliniken und Verbänden bundesweit. Der Nutzen ist daher in meinen Augen sehr fraglich.“ Auch Gordon Schnieder ist vom neuen Angebot enttäuscht. „Mit seinen vielen Schwachstellen stiftet der Klinikatlas Verwirrung und Unsicherheit und er kommt zum absolut falschen Zeitpunkt. Angesichts der großen Ankündigungen ist das Ergebnis dürftig. So schafft man kein Vertrauen“, betonte er.
„Transparenz und Informationen sind wichtig. Darum danken wir für den offenen und wichtigen Austausch,“ resümierten die CDU-Mitglieder. Das Gespräch mit den KHDS-Verantwortlichen kam für sie genau zum richtigen Zeitpunkt, um für die zukünftige medizinische Versorgung und für das Krankenhaus in der Region aktiv einzustehen.
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